Lage und Landschaft
Beinwil (Freiamt) liegt am Südausläufer des Lindenberges im Oberen Freiamt. Gemeinsame Grenzen bestehen mit den vier aargauischen Gemeinden Auw, Benzenschwil (Gemeinde Merenschwand), Geltwil und Mühlau sowie im Westen mit drei Gemeinde der Luzerner Nachbarschaft. Um den zentral gelegenen dörflichen Hauptort Beinwil (Freiamt) reihen sich windrosenartig die Ortsteile Wiggwil im Süden, Winterschwil im Norden, das tiefer gelegene Wallenschwil im Osten und das höher gelegene Brunnwil im Westen. Diese romantischen Kleinsiedlungen sowie zahlreiche Einzelhöfe verteilen sich über das grosse Einzugsgebiet von Beinwil (Freiamt), jeweils abgetrennt durch weiträumige Felder, Äcker und verbliebene Baumgärten. Sie vervollständigen das typische Bild der kommunalen Streubauweise und sind Ausdruck einer eigenwilligen Siedlungsstruktur.
Wappen
Das heutige Gemeindewappen von Beinwil (Freiamt) zeigt eine stilisierte, grüne Linde mit fünf Blättern und eben so vielen Wurzeln auf gelbem Grund. Dieses Wappen ist in Anspielung auf die geographische Lage der Gemeinde am Lindenberg entstanden.
Besiedlung, Ortsname
Aus der Epoche der Sesshaftigkeit sind die "wil"-Siedlungen unseres Gebietes und zahlreiche alte Flurbezeichnungen entstanden. Die Ortszunamen wurden einfacherweise von den alemannischen Hof- bzw. Dorfgründern abgeleitet. So bildete sich aus der "Hofsiedlung des Beino" der heutige Gemeindename Beinwil und aus den Niederlassungen des Bruno, des Walah, des Wigo und des Winithari entstammen die Weilernamen Brunnwil, Wallenschwil, Wiggwil und Winterschwil. 1951 wurde "Beinwil bei Muri" offiziell in "Beinwil (Freiamt)" abgeändert.
Ortsbewohner und ihre Übernamen
Vor einigen Jahrzehnten hatte noch jedes Dörfchen seine charakteristische – oder auch neckische – Bezeichnung. So wurden die Beueler "Stierengrinder" die Broueler "Holzschlegel", die Wallenschwiler "Nachheuel" die Witteler "Holzniggel" und die Winterschwiler "Wespi" genannt. Diese spassigen Dorfzunamen hatten ihren Ursprung in folgenden Begebenheiten: Die Beueler waren bekannt als gute Viehzüchter. In der bodenständigen und landläufigen Bauernsprache bot sich der Ausdruck "Stierengrind" geradezu an. Die Broueler waren die Holzfäller in den grossen Klosterwaldungen auf dem langgestreckten Hügelzug des Lindenberges. Nun, Holzfäller war ein zu feines Wort. "Holzschlegel" passte besser in den typischen Dialekt. Die Bezeichnung "Nachtheuel" für Bewohner aus Wallenschwil war auf die abgeschnittene, vom Wald umschlossene Lage des Dörfchens zurückzuführen. Die Witteler protzten gerne etwas mit ihrem prächtigen Wald und den grossen Holzäpfeln. Deshalb wohl die Bezeichnung "Holzniggel". Die Winterschwiler schliesslich galten als sehr erfolgreiche Bienenzüchter. Der Name "Biene" war nun aber etwas gar zu nobel, und so sagte man einfach "Wespi".
Vergessene Brauchtume und Feste
Das Brauchtum in Beinwil wird dank lebhafter und solider Unterstützung durch die ansässigen Dorfvereine noch weitgehend gepflegt. Erzählt sei aber an dieser Stelle von drei typischen Ortsbräuchen, die nicht mehr begangen werden und langsam in Vergessenheit geraten:
- Schnepfenfest
Nach der Überlieferung soll im Jahre 1635 ein böser "Pestzug" in unserer Gemeinde gewütet haben. Die Bewohner gelobten, alljährlich ein Fest mit Amt und Predigt zu feiern, sollte die Pest aufhören. Anderntags fand man beim Vorzeichen der Kirche eine tote Schnepfe, die Pest war vorüber. Seither fand das Fest jeweils am ersten Donnerstag nach Allerseelen statt. Man muss sich allerdings sehr sehr lange an das letzte Schnepfenfest zurückerinnern.
- Fasnachtsfeuer
Früher sammelten die jungen Burschen in Wiggwil an den schulfreien Tagen – Fasnachtsmontag und –dienstag – Stauden für ein Fasnachtsfeuer. An der alten Fasnacht wurde das Holz auf eine Anhöfe gebracht und zu einem mächtigen Stoss aufgeschichtet. Abends um halb neun Uhr wurde das Feuer entfacht. Damit sollte der Winter vertrieben werden. Viel Volk versammelte sich um das Feuer. Das Fanal (Feuerzeichen) war weit ins Zürichgebiet sichtbar. Dort wurden die Höhenfeuer an Mittefasten entzündet (Anspielung an die Reformationskriege).
- Karwochenmetten
Bei den kirchlichen Handlungen in der Karwoche pflegte man früher einen längst vergessenen Brauch. Im Chorraum wurde ein mehrarmiger Kerzenleuchter aufgestellt. Die oberste weisse Kerze versinnbildlichte den Heiland; die andern zwölf braunen Kerzen stellten die Apostel dar. Während der Mette, dem Singen der Klagelieder, wurden die Kerzen nacheinander ausgelöscht, bis nur noch die mittlere, weisse brannte. Damit sollte dargestellt werden, dass die zwölf Apostel ihren Herrn verlassen haben. In der Kirche wurde es dunkel. Endlich wurde auch die letzte Kerze weggetragen und der Heiland stieg ins Grab. Die Altardiener und die Kirchgänger schwangen ihre speziellen Rafeln. Der laute, unheimliche Lärm bedeutete, dass jetzt auf Erden die höllischen Mächte ihre Herrschaft angetreten haben. Die Handrafeln wurden von Zuhause mitgebracht und waren auf etwa 80 Zentimeter langen Stäben befestigt. Im Glockenstuhl installierte man eine sehr grosse Rafel. Diese hatte von Aschermittwoch bis zum Karsamstag als Kirchengeläut zu ersetzen.
Weiter spannendes und informatives zur Geschichte, Entstehung und vieles mehr über Beinwil (Freiamt) finden Sie in unserer Dorfchronik, welche Sie im Online-Schalter bestellen oder auf der Verwaltung beziehen können.